Web3 und die Zukunft des Internets: Chancen und Herausforderungen für die Finanzwelt (Teil I)
Das Internet hat sich seit seiner Entstehung in den 1960er Jahren rasant entwickelt. Vom rein statischen Web 1.0 über das dynamische Web 2.0 hin zum aufkommenden dezentralen Web3. Doch was genau bedeutet Web3 und welche Rolle spielt diese nächste Stufe der Evolution des Internets? Für die Finanzbranche könnte dies weitreichende Auswirkungen haben und gleichzeitig immense Chancen bieten.
Die Evolution des Internets: Web 1.0, Web 2.0 und Web3
Web3 beschreibt eine dezentrale Version des Internets, die sich grundlegend von den zentralisierten Plattformen des Web 2.0 unterscheidet. Das «Next Generation Internet» ist weit mehr als eine rein technische Weiterentwicklung. Es adressiert bestehende Probleme des heutigen Informationszeitalters wie Data Breaches, Behavioral Targeting, Censorship als Teil des sogenannten «Überwachungskapitalismus». Geprägt hat dieser Begriff die Wirtschaftswissenschaftlerin Shoshana Zuboff mit ihrem Buch «The Age of Surveillance Capitalism» indem sie beschreibt, wie beispielsweise Technologieunternehmen persönliche Daten sammeln und nutzen, um Verhalten vorherzusagen und zu beeinflussen, was zu einer beispiellosen Machtkonzentration und sozialen Auswirkungen führt [2]. Das Web 3 ist daher als Konzept für eine neue Generation des Internets zu verstehen, das auf gemeinsamen Prinzipien seiner Nutzer und innovativen technischen Komponenten beruht. Die Webanwendungen basieren vor allem auf offenen Protokollen und Blockchain-Technologien mit dem Ziel, bestehende Strukturen der Plattformökonomie zu dezentralisieren sowie den Nutzern eine neue Art von Souveränität über eigene Daten, digitalen Werten und Identitäten zu ermöglichen. Abbildung 2 gibt hier einen ersten Überblick über die wichtigsten Unterschiede des Konzepts.
Web 1.0 (1990-2000): Das ursprüngliche Internet war «read-only», also rein passiv. Nutzer konnten lediglich Informationen konsumieren, ohne interaktiv oder kollaborativ tätig zu sein. Webseiten waren statisch, und Inhalte wurden hauptsächlich von Unternehmen oder Institutionen bereitgestellt.
Web 2.0 (2000-heute): Mit der Einführung sozialer Medien, Blogs und Plattformökonomien wurde das Internet zu einer «read-write»-Umgebung. Nutzer konnten Inhalte erstellen, teilen und miteinander interagieren. In dieser Zeit entstanden Facebook, Twitter, YouTube und die Plattformökonomie mit Marktplätzen wie Amazon oder Airbnb.
Web3 (Zukunft): Das kommende Web3 geht einen Schritt weiter: Der Nutzer befindet sich in einer «read-write-own»-Umgebung. Das bedeutet, dass Nutzer nicht nur interagieren und Inhalte erstellen, sondern auch Kontrolle und Besitz über ihre Daten, Identitäten und digitalen Vermögenswerte haben. Web3 ist dezentral und «trustless», das heisst, Transaktionen und Interaktionen können ohne zentrale Instanzen wie Banken oder Big Tech ablaufen.
Die Technologie hinter Web3: Blockchain als Basis
Ein zentrales Merkmal von Web3 ist die zugrunde liegende Blockchain-Technologie. Blockchain ermöglicht eine dezentrale, unveränderbare Speicherung von Transaktionen in einem Netzwerk, das nicht von zentralen Institutionen kontrolliert wird (https://cc-bei.news/das-blockwiki-die-blockchain-erklaert/). Im Gegensatz zu traditionellen zentralen Systemen wie Banken oder sozialen Netzwerken, bei denen Daten in zentralen Servern gespeichert werden, ist die Blockchain ein verteiltes Hauptbuch (Distributed Ledger), das auf allen teilnehmenden Rechnern gleichzeitig aktualisiert wird [4].
Smart Contracts spielen hierbei eine Schlüsselrolle. Diese Verträge basieren auf Programmcode, der bei Erfüllung bestimmter Bedingungen automatisch ausgeführt wird. Dadurch können komplexe Prozesse automatisiert werden, wie etwa das Abwickeln von Zahlungen, ohne dass ein Intermediär notwendig ist [4].
Blockchain bringt einige entscheidende Vorteile mit sich [4]:
- Dezentralisierung: Keine zentrale Kontrollinstanz, Daten und Prozesse sind auf viele Netzwerkknoten verteilt.
- Transparenz: Alle Transaktionen sind öffentlich einsehbar und nicht manipulierbar.
- Sicherheit: Durch kryptografische Verfahren sind Transaktionen vor Manipulation und Fälschung geschützt.
- Unveränderbarkeit: Einmal bestätigte Transaktionen können nicht rückgängig gemacht werden, was Vertrauen in das System schafft.
Die Blockchain-Technologie bildet das Fundament von Web3, indem sie Dezentralisierung, Sicherheit und Transparenz vereint. Im nächsten Teil schauen wir uns weitere wesentliche Voraussetzungen für eine digitale Zukunft ohne zentrale Kontrolle an und betrachten unteranderem die Token Economy und Dezentrale Applikationen (Dapps).
Quellen:
[1]https://burstiq.com/web3-the-future-is-here-and-now/
[2] Shoshana Zuboff: The Age of Surveillance Capitalism (2019)
[3] https://elevatex.de/de/blog/web3-de/unterschied-zwischen-web1-web2-und-web3/